Mammutprojekt in Finnland: 30 Stunden Koran im Radio – Das Journal

http://www.tagesschau.de/ausland/koranstunden-finnland-101.html

Ausland, Finnland von Peter Stanic-Wuttke

Mammutprojekt in Finnland

30 Stunden Koran im Radio

Stand: 07.03.2015 16:59 Uhr

Im finnischen Rundfunk wird der Koran in voller Länge in finnischer Übersetzung gelesen – 60 Mal eine halbe Stunde lang. Mit dem Mammutprojekt wirbt der öffentlich-rechtliche Rundfunk für mehr Toleranz gegenüber dem Islam.

Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Hörfunkstudio

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.

Lob sei dem Weltherrscher, dem Erbarmer, dem Barmherzigen.

Dem Herrscher am Tag des Gerichts.

Dir dienen wir und Dich rufen wir um Hilfe.

Leite uns den rechten Pfad. Den Pfad derer, denen Du gnädig bist.

Nicht derer, denen Du zürnst und nicht den der Irrenden.

So begann heute Morgen die Serie mit der ersten Sure des heiligen Buches der Muslime. Al Fathia, die Eröffnungssure, die zugleich als das wichtigste Gebet der Muslime gilt. Im Anschluss an jede Sure gibt es eine Diskussion zwischen Imam Anas Hajjar, einem geistlichen Führer der finnischen Muslime und Jaakko Hämeen-Anttila, einem Professor, der den Korantext in die finnische Sprache übersetzt hat.

Auf der Internetseite des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Finnland werden die einzelnen Suren des Koran und die Interpretationen aufbereitet. Man wolle mit dem Projekt den Finnen die Kultur und Religion der Muslime näher bringen, heißt es auf der Seite von Yleisradio, wie der Sender auf finnisch heißt.

Intoleranz wächst

Medienberichten zufolge wurde in Finnland in den vergangenen Jahren eine zunehmende Intoleranz unter Jugendlichen gegenüber anderen Kulturen und Religionen festgestellt. Eine Studie der Universität Jyväskylä empfahl daher, in den Schulen und in den Medien eine offenere Diskussion über soziale und religiöse Themen in Gang zu setzen.

Der Vorsitzende des Verfassungsausschusses im finnischen Parlament, Johannes Koskinen, schlug Ende des Jahres vor, den christlich ausgerichteten Religionsunterricht in den Schulen durch einen Ethik-Unterricht zu ersetzen, damit künftig die Kinder muslimischer Einwanderer nicht ausgegrenzt werden. Für Muslime gibt es bislang keinen eigenen Religionsunterricht an finnischen Schulen. Sie gehen dafür in die Islamschulen in ihren Moscheen.

Mammutprojekt: Der finnische Hörfunk liest den Koran in voller Länge.

Mammutprojekt: Der finnische Hörfunk liest den Koran in voller Länge.

Besonders viele IS-Kämpfer aus Finnland

Die britische Quillium-Stiftung gegen Extremismus war Ende vergangenen Jahres zu dem Schluss gekommen, dass in den skandinavischen Ländern nicht genügend gegen die zunehmende Radikalisierung junger Muslime unternommen werde. Gerade in Finnland gebe es, bezogen auf die Zahl der Muslime im Land, besonders viele, die sich als Freiwillige für den “Islamischen Staat” rekrutieren ließen.

Vertreter der aus Somalia stammenden Immigranten in Finnland hatten im vergangenen Jahr in einem offenen Brief an die Behörden um Hilfe gebeten, weil gerade junge Somalis anfällig seien. Nach einem Bericht des finnischen Rundfunks sollen allein aus Finnland bereits zwölf junge Somalis als IS-Kämpfer in den Irak und nach Syrien gereist sein.

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